Gummiseilstarts mit der SG 38 auf der Wasserkuppe
Ausziehen - Laufen - Los! Fünf junge Segelflieger auf den Spuren der Anfänge des Segelfluges.
Am vorletzten Wochenende im Juni trafen sich fünf Sauerländer Segelflieger mit weiteren jungen Luftsportlern aus NRW an der Wasserkuppe in der Rhön, dem "Berg der Flieger". Aus Oeventrop mit dabei waren Alex, Frederik, Hannes, Jil und Jens.
Die Luftsportjugend NRW hatte eingeladen, zum Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe (OSC) zu fahren, um dort mit der SG38 Gummiseilstarts durchzuführen, und das wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Der Schulgleiter SG 38 ist ein 1938 konstruiertes Gleitflugzeug. Der nur 125 kg schwere Einsitzer wurde über 9000 mal gebaut und ist so eins der meist verbreitetsten Schulflugzeugen aller Zeiten. Der OSC verfügt über zwei flugfähige Exemplare: Die D-7055 und die D-7052.
Freitagabend reisten wir an und wurden von kühlem, aber sonnigen Wetter und einer tollen Aussicht begrüßt. Auf dem oberen Bild sieht man die weite Sicht von dem mit 950m über NN höchsten Berg Hessens.
Samstag startete der Tag dann früh mit dem Briefing. Von den 26 Luftsportlern war weder jemand schon einmal am Gummiseil gestartet, noch mit der SG 38 in der Luft gewesen. So folgte eine kurze Einweisung, bei welcher der extra aus Österreich angereiste Fluglehrer Sepp uns die Besonderheiten des Fluggerätes und der Startart erläuterte; sowohl fliegerisch als auch für die "Gummihunde" - die Läufer am Seil.
Der Gummiseilstart war die erste Möglichkeit, ein Segelflugzeug durch Kraft von außen in die Luft zu bringen. Dabei wird das Flugzeug von der Haltemannschaft am Heck festgehalten, während die Startmannschaft ein V-förmiges Gummiseil durch Laufen auf Spannung bringt. Beim Kommando "Los!" lässt die Haltemannschaft das Flugzeug los und der Flug beginnt. Ohne weitere Aufwinde ist die maximale Flughöhe etwa 20 Meter über Grund und die Flugdauer unter einer Minute.
Grau ist alle Theorie, doch grau war auch das Wetter. Nachdem wir den Schulgleiter und das Gummiseil am Start platziert hatten, war der Ausblick, anders als am Vortag, ernüchternd: eine tief hängende, auf der Bergspitze aufliegende Bewölkung hatte die schöne, klare Sicht verdeckt. Nach kurzem Warten konnten wir dann aber dennoch starten, doch das schlechte Wetter zwang uns im Tagesverlauf immer wieder zu Unterbrechungen des Flugbetriebs.
Nachdem Fluglehrer Sepp einen Start vorflog, durften sich die ersten Neulinge versuchen. Dank der guten Einweisung konnte jeder den gutmütigen Gleiter trotz des ungewohnten Starts beherrschen. Nach etwa 15 Starts machte uns das Wetter endgültig den Tag zunichte, starker Wind und Regen wollten wir weder dem historischen Fluggerät, noch den Piloten zumuten. An Alternativprogramm mangelte es nicht, und so wurde der Nachmittag auf der Sommerrodelbahn, am Fliegerdenkmal oder im Segelflugmuseum verbracht, um dann schließlich nach dem Abendessen in den gemütlichen Teil im Clubheim des OSC überzugehen. Dort hörten wir viele interessante Anekdoten über die Geschichte des Vereins und dessen Flugzeugpark.
Am Sonntag ging es dann noch früher los, denn das Wetter sollte zum Nachmittag sich (noch weiter) verschlechtern, sodass wir so viele Starts wie möglich vorher absolvieren wollten. So flogen die noch verbleibenden Piloten jeder einen Start, danach brachten wir den Schulgleiter wieder zurück in die Halle. Abschließend erhielt jeder noch eine Urkunde über seinen Flug und seine geschaffte Zeit (Rekord: 28 Sekunden), danach stand die Abreise an.
Wir hatten sehr viel Spaß dabei, diese puristische Form des Fliegens auszuprobieren, auch wenn das schlechte Wetter leider nur einen Start für jeden zuließ. Aber nicht nur deshalb sind wir sicher, dass wir auf jeden Fall wiederkommen werden, wenn es in der "Wiege des Segelfluges" heißt: Ausziehen - Laufen - Los!
An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an die Organisatoren aus NRW und insbesondere an Sepp, Jeannette und Opa vom OSC Wasserkuppe.
Fotos: Simon Dannhauer, Max Waldow, Jens Frische, Julia Jansen (Luftsportjugend NRW)
Video: Torsten Beyer
Artikel: Jens Frische
Mit dem Schulgleiter die Wurzeln des Segelflugs erleben
Die Haltemannschaft ist fertig zum Start
Der Nebel zwang den Flugbetrieb zu Pausen
Abends sind wir zum Fliegerdenkmal gewandert
Warten auf das Kommando "Los!"